Montag, 18. August 2014

Château d‘Yquem 1983, Sauternes

Wir verdanken es Rose Valland und einigen
mutigen Amerikanern und Österreichern,
dass das von den wirklich Entarteten nach
Bad Aussee verbrachte Weltkulkturerbe
davor bewahrt wurde, gemeinsam mit
seinen Dieben unterzugehen. Vallands Liste
wies den Weg zu einzigartigen Schätzen,
und ich muss dabei an ein Kellerbuch
denken, das alchemistische Geheimnisse
birgt, etwa flüssiges Gold aus der Sauternes!
Das Kulturgut Wein hat ein Flaschenleben,
das seinen aladinischen Geist preisgibt, wenn
es entkorkt wird. Der dadurch vermittelte
Genuss sei, so Goethe kokett, nicht bloß
vorübergehend, da sein Eindruck ja bleibe.
Edler Rotwein kann 70 Jahre und länger
reifen; was er an Kraft verliert, gewinnt er
oft an Komplexität. Werke bildender Kunst
und der Architektur haben bei entsprechender
Pflege ein längeres Leben. Da kann nur
ein Sauternes mithalten. Das Gold aus dem
Hause Yquem (z. B. 1811, 1847, 1921 …)
konserviert seine Offenbarung auf
unbestimmte Zeit und wird so manches
Bauwerk überdauern.

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